Wiedererrichtung
Wiedererrichtung der Abtei
Keine hundert Jahre nach der Säkularisation konnten Mönche aus der nördlich von München gelegenen Abtei Scheyern, finanziell und moralisch großzügig unterstützt durch Theodor Baron von Cramer-Klett (1874-1938), das Klosterleben in Ettal wiederaufnehmen. Unter Abt Willibald Wolfsteiner (1855-1942, Abt von 1907-1933), der als erster Abt nach der Säkularisation das wiedererrichtete Kloster wesentlich prägte, wuchs die Gemeinschaft innerhalb von 30 Jahren zu einem blühenden Konvent heran. 1905 wurden Gymnasium und Internat gegründet, da man sich dem Bildungsauftrag der Benediktiner und der Schultradition Ettals verpflichtet fühlte.
Wiedererrichtung der Abtei
Keine hundert Jahre nach der Säkularisation konnten Mönche aus der nördlich von München gelegenen Abtei Scheyern, finanziell und moralisch großzügig unterstützt durch Theodor Baron von Cramer-Klett (1874-1938), das Klosterleben in Ettal wiederaufnehmen. Unter Abt Willibald Wolfsteiner (1855-1942, Abt von 1907-1933), der als erster Abt nach der Säkularisation das wiedererrichtete Kloster wesentlich prägte, wuchs die Gemeinschaft innerhalb von 30 Jahren zu einem blühenden Konvent heran. 1905 wurden Gymnasium und Internat gegründet, da man sich dem Bildungsauftrag der Benediktiner und der Schultradition Ettals verpflichtet fühlte.
Die Wiederbegründung im Jahre 1900
Aus Anlaß der Jahrhundertwende wollte der Konvent der 1838 neubegründeten Benediktinerabtei Scheyern mit seinem Abt Rupert Metzenleitner ein neues Kloster ins Leben rufen. So faßte ein eigenes Kapitel im Herbst 1898 unter Abt Rupert III. den Beschluß, als neue Gründung das zum Verkauf anstehende Kloster Ettal wiederzubesiedeln und dem Heiligsten Herzen Jesu zu weihen. Doch war der Scheyrer Konvent nicht der einzige Interessent des Klosters. Der damalige Besitzer, Graf Pappenheim, verkauft dann auch die Klostergebäude an den protestantischen Baron Theodor von Cramer-Klett für eine Summe von 500.000,- M. Damit schienen die Pläne für eine Wiederbegründung des Klosters auf ein Neues zunichte gemacht. Abt Rupert trat jedoch auf Anraten des Freiherrn von Cetto an den Reichsrat Baron von Cramer-Klett mit der Bitte heran, ob er nicht bereit sein, das Kloster Ettal wieder den Benediktinern zu überlassen. Dem Wohlwollen des Barons ist es zu verdanken, daß das ganze Klostergut am 15. Mai 1899 für eine Summe von 330.000,– M an das Kloster Scheyern abgetreten wurde. Somit war ein entscheidender Schritt für die Wiederbegründung getan. Am 4. November 1899 waren alle Verhandlungen zu einem guten Ende geführt und der Kaufpreis von Abt Rupert bezahlt. Am 28. Dezember 1899 traf in Scheyern die Nachricht ein, daß der Prinzregent Luitpold die Neugründung bewilligte. Am 6. August 1900, dem Fest der Verklärung Christi, wurde das klösterliche Leben in Ettal wieder aufgenommen und zwar mit vier Patres und acht Brüdern.
Der Neubeginn war von vielfältigen Schwierigkeiten begleitet – nicht nur finanzieller, sondern auch personeller Art. Im Jahr 1902 konnte der Seckauer Prior P. Willibald Wolfsteiner nach Ettal bewogen werden, wo er zunächst als Novizenmeister, dann als Prior wirkte. 1907 wurde er zum ersten Abt der neugegründeten Abtei gewählt. Unter ihm vollzog sich der personelle und äußere Wiederaufbau der Abtei sehr rasch, wenngleich auch nach wie vor unter großer finanzieller Not.
Erschwert wurde der Wiederaufbau durch die Auflage von staatlicher Seite, mit dem Kloster auch eine Lateinschule, bzw. ein Gymnasium zu eröffnen. Dies war zunächst nicht im Sinne von Abt Willibald und auch nicht von Baron Cramer-Klett. 1905 wurde der Schulbetrieb in Ettal aufgenommen.
Mit der Erhebung zur Abtei – hierzu sind zwölf feierliche Professen notwendig – zählte Ettal zu Beginn des Jahres 1907 bereits 15 Chorprofessen und 17 Laienbrüder. Am 22. August 1907 wurde Prior Willibald Wolfsteiner zum Abt geweiht. Bei den Tischreden fasste dies der Abt-Präses Gregor Danner in den Ausspruch, der die Geschichte Ettals treffend umschreibt: “Und wenn die Sonne auch oft über der Not von Ettal untergeht, so haben die Ettaler Benediktiner doch die Hoffnung, daß sie über dem Ettaler Mandl wieder aufgeht.” In den folgenden Jahren konnte das Kloster eine gewaltigen Aufschwung erfahren, der mit dem ersten Weltkrieg allerdings wieder einen Einschnitt erfahren mußte. 1920 zählte das Kloster insgesamt 53 Mönche (21 Chormönche, 24 Laienbrüder und 8 Novitzen).
Bei der Wiedergründung zählte zum Kloster neben 791 Tagwerk Grund und Boden, 456 Tagwerk Waldungen eine größere Anzahl Vieh, ferner eine Brauerei, eine Ziegelei, eine Mahl- und Sägemühle, ein Elektrizitätswerk, seit 1920 ein Hotel, eine Wäscherei. Nach dem ersten Weltkrieg hat die Aufnahme einer größeren Anzahl von Laienbrüdern es ermöglicht, bestehende Betriebe weiter auszubauen und neue einzurichten. So verfügte das Kloster im Jahr 1932 über sehr gut eingerichtete Hauswerkstätten: Schreinerei, Schlosserei, Schmiede, Wagnerei, Schusterei, Schneiderei, Sattlerei, Buchdruckerei, Buchbinderei. Dazu kommen die Betriebe, die für die Versorgung mit Lebensmitteln in Frage kommen wie Metzgerei, Bäckerei und Molkerei, die Landwirtschaft, die Brauerei, die Destillerie und das Sägewerk. Einen weitaus größeren und schwerwiegenderen Einschnitt hat der zweite Weltkrieg gebracht. Ab 1938 wurde das Gymnasium abgebaut und schließlich als klösterliche Einrichtung 1941 geschlossen, bzw. vom Staat übernommen. Ein großer Teil des Konventes wurde in den Krieg eingezogen.
Die klösterliche Familie umfaßte am Schluß des Jahres 1939 insgesamt 107 Peronen. Zwei berühmte Persönlichkeiten des Wiederstandes gegen das NS-Regime fanden zeitweise Zuflucht in Ettal: P. Rupert Mayer SJ und Dietrich Bonhoeffer.
Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes und aus Angst vor seinem Tod wurde P. Rupert Mayer SJ am 7. August 1940 aus dem Konzentrationslager Oranienburg nach Ettal gebracht. Im Kloster durfte er nicht ausgehen, keine Besuche emfangen, außer von Beamten und Mitbrüdern, gar keine Seelsorge üben und nur in der Hauskapelle zelebrieren. Er war also in Ettal interniert. P. Rupert Mayer hat das Kriegsende noch miterlebt und konnte auch wieder nach München zurückkehren, starb aber am Allerheiligentag 1945.
Dietrich Bonhoeffer, der von November 1940 bis Februar 1941 in Ettal weilte, schreibt am 21. November 1940 an seine Eltern:
[…] Ich bin eingeladen (was auf Dauer nicht gut geht), wohne im Hotel, esse im Konvent, habe Zugang zur Bibliothek und kriege, was ich brauche. Fremd ist mir die Form dieses Lebens ja nicht und ich empfinde die Gleichmäßigkeit und Stille als sehr wohltuend für die Arbeit. Es wäre schon ein Verlust (und es war wohl ein Verlust in der Reformation!), wenn die durch 1500 Jahre bewährte Form des Zusammenlebens zerstört würde, was man hier für durchaus möglich hält. Ich glaube, daß unendlich viele Reibungen, die es sonst notwendig auf so engem und dauerndem Miteinander geben müßte, durch die strenge Ordnung verhindert werden, und daß die Arbeit dadurch eine sehr gesunde Grundlage bekommt. Manches ist ja eigentümlich, so wenn beim Mittagessen und Abendbrot irgendwelche geschichtlichen Werke in dem singenden Ton der Liturgie vorgelesen werden; zumal wenn der Inhalt humoristisch wird, kann man sich manchmal ein Lächeln nicht verkneifen. […]
Bonhoeffer hat den Weg nach Ettal durch die Kreise des Widerstandes gefunden, zu denen auch der damalige Cellerar des Klosters, P. Johannes Albrecht (1901-1974) gehörte. Gleichzeitig mit Bonhoeffer verbrachten seine beiden Neffen Klaus und Christoph von Dohnanyi einige Monate in Ettal.
Auch wenn der zweite Weltkrieg Spuren hinterlassen hat, so konnte sich Kloster Ettal recht schnell wieder erholen und bereits 1946 das Gymnasium und Internat wieder eröffnen. Erst nach dem Krieg konnte der große Hof vor der Kirche wieder baulich geschlossen und somit auch die Zerstörungen der Säkularisation größtenteils wieder rückgängig gemacht werden.