• Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen. Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten zur Beantwortung meiner Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden.
    Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an verwaltung@kloster-ettal.de widerrufen.
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Startseite » Kloster » Geschichte » Blüte – Säkularisation

Blüte – Säkularisation

Von der Blüte zur Säkularisation

Erst über 300 Jahre nach der Gründung, Ende des 17. Jahrhunderts, begann der Aufschwung, der das Kloster dann im 18. Jahrhundert bis zur Säkularisierung 1803 zu einem bedeutenden und florierenden Ort werden ließ. Abt Placidus II. Seitz (1672-1736) nahm schließlich die zwei großen Projekte in Angriff, die Ettal bis heute nachhaltig geprägt haben: Die Gründung der sogenannten Ettaler Ritterakademie und die Barockisierung der Klostergebäude. Die eigentliche Blüte erreichte das Kloster erst unter Abt Placidus II. Seiz (1671-1736,Amtsantritt: 22. 1. 1709). Mit neuen Aufgabengebieten gab er dem bislang recht unbedeutenden Kloster größere Bedeutung, die umfangreiche Baumaßnahmen nach sich zog. Unter ihm wurde der gesamten Klosteranlage das barocke Gepräge verliehen, das uns bis heute erhalten ist. Bereits zwei Jahre nach seiner Wahl zum Abt von Ettal rief er die sogenannte „Ritterakademie“ ins Leben und gründete somit die schulische Tradition Ettals. Aufgabe der Schule sollte es sein, junge Menschen – nicht nur Adelige – in einer abgeschiedenen Atmosphäre, ohne Ablenkung eines Stadtlebens, auf ihre späteren Aufgaben in Staat, Gesellschaft und Kirche vorbereiten.

Abt Placidus II. Seiz (1709) bis zur Säkularisation

Die eigentliche Blüte erreichte das Kloster erst unter Abt Placidus II. Seiz (1671-1736,Amtsantritt: 22. 1. 1709). Mit neuen Aufgabengebieten gab er dem bislang recht unbedeutenden Kloster größere Bedeutung, die umfangreiche Baumaßnahmen nach sich zog. Unter ihm wurde der gesamten Klosteranlage das barocke Gepräge verliehen, das uns bis heute erhalten ist. Bereits zwei Jahre nach seiner Wahl zum Abt von Ettal rief er die sogenannte „Ritterakademie“ ins Leben und gründete somit die schulische Tradition Ettals. Aufgabe der Schule sollte es sein, junge Menschen – nicht nur Adelige – in einer abgeschiedenen Atmosphäre, ohne Ablenkung eines Stadtlebens, auf ihre späteren Aufgaben in Staat, Gesellschaft und Kirche vorbereiten.

Die Neugestaltung des Klosters

Aber nicht nur die Ritterakademie hat Abt Placidus II. Seiz ins Leben gerufen. Ihm ist sowohl eine innere und äußere Neuprägung des Klosters zu verdanken. Die weite barocke Anlage, wie sie uns heute noch vor Augen steht, geht auf die Pläne des Graubündener Architekten Enrico Zucalli zurücken, den Abt Placidus II. Seiz für die Neugestaltung Ettals gewinnen konnte. Ihm sind die großräumige Sakristei und Bibliothek, sowie die heutigen Wohnungen für den Konvent zu verdanken. Unter ihm wurde das Brauhaus vergrößert und daneben zur Pflege edler Künste sogar ein großer Theatersaal angelegt. Um das Kloster herum entstanden mehrere Gebäude als Wohnungen für die Beamten und Bediensteten des Klosters: Die Anfänge des heutigen Dorfes Ettal. Auch die heutige Gestalt der Kirche geht – wenngleich sie Abt Placidus zu seinen Lebzeiten nicht mehr vollendet gesehen hat – auf ihn zurück.

Säkularisation in Ettal

Unter den Klöstern im altbayerischen und oberpfälzer Raum bildete die Abtei Ettal in mehrfacher Hinsicht eine einzigartige Erscheinung. Zum einen war Ettal nach Tegernsee und Niederaltaich der drittgrößte Besitzkomplex mit einem Anlagewert von etwa 1 1/2 Millionen Gulden. Dies entsprach einem Riesenbesitz, der im Adels- und bürgerlichen Bereich in dieser Form in Bayern sonst nicht anzutreffen war. Zum zweiten war Ettal zusammen mit den Nachbarabteien Benediktbeuern und Tegernsee das dritte klösterliche Hochgericht Altbayerns. Die gesamte Gerichtsbarkeit lag beim Abt und seinem Konvent. Nicht nur die Nieder- und Urkundsgerichtsbarkeit, sondern die rechtliche Behandlung und die Aburteilung jener Verbrechen, auf die nach der staatlichen Gesetzgebung die Todesstrafe stand, war dem Kloster Ettal übertragen. Eine dritte Besonderheit bildet die räumliche Geschlossenheit des Herrschafts- und Verwaltungsgebietes des Klosters, das etwa 3.400-3.600 Einwohner umfaßte. Zudem ist Ettal wegen seines Standortes mehr als andere Klöster Bayerns unmittelbarer Siedlungsträger. Die Ettaler Forsten hatten im Jahr 1800 einen Gesamtumfang von 11.760 ha. Diesen Hintergrund muß man kennen, um die Gründe, die zur Säkularisation führten zu verstehen. Der letzte Abt von Ettal ist innerhalb der Säkularisationslandschaft des Jahres 1803 der einzige, in dessen Person sich unmittelbar und im ganzen auch dauernder und standfester Widerstand gegen die Klosteraufhebung verwirklicht hat. Alphons Hafner erkannte den Kern des Rechtsproblems der Säkularisation und hat als einziger dieses Problem offengelegt.

Säkularisation in Ettal

Unter den Klöstern im altbayerischen und oberpfälzer Raum bildete die Abtei Ettal in mehrfacher Hinsicht eine einzigartige Erscheinung. Zum einen war Ettal nach Tegernsee und Niederaltaich der drittgrößte Besitzkomplex mit einem Anlagewert von etwa 1 1/2 Millionen Gulden. Dies entsprach einem Riesenbesitz, der im Adels- und bürgerlichen Bereich in dieser Form in Bayern sonst nicht anzutreffen war. Zum zweiten war Ettal zusammen mit den Nachbarabteien Benediktbeuern und Tegernsee das dritte klösterliche Hochgericht Altbayerns. Die gesamte Gerichtsbarkeit lag beim Abt und seinem Konvent. Nicht nur die Nieder- und Urkundsgerichtsbarkeit, sondern die rechtliche Behandlung und die Aburteilung jener Verbrechen, auf die nach der staatlichen Gesetzgebung die Todesstrafe stand, war dem Kloster Ettal übertragen. Eine dritte Besonderheit bildet die räumliche Geschlossenheit des Herrschafts- und Verwaltungsgebietes des Klosters, das etwa 3.400-3.600 Einwohner umfaßte. Zudem ist Ettal wegen seines Standortes mehr als andere Klöster Bayerns unmittelbarer Siedlungsträger. Die Ettaler Forsten hatten im Jahr 1800 einen Gesamtumfang von 11.760 ha. Diesen Hintergrund muß man kennen, um die Gründe, die zur Säkularisation führten zu verstehen. Der letzte Abt von Ettal ist innerhalb der Säkularisationslandschaft des Jahres 1803 der einzige, in dessen Person sich unmittelbar und im ganzen auch dauernder und standfester Widerstand gegen die Klosteraufhebung verwirklicht hat. Alphons Hafner erkannte den Kern des Rechtsproblems der Säkularisation und hat als einziger dieses Problem offengelegt.

Das Klostergut nach der Säkularisation (1803 – 1900)

Mit der Säkularisation schien das klösterliche Leben auch in Ettal endgültig erloschen. Die Konventualen suchten sich auf Anweisung der Regierung ein geeignetes Betätigungsfeld in der Seelsorge, ein Teil von ihnen verblieb so lange als möglich in Ettal. Die Grundstücke und das Inventar des Klosters wurden meistbietend versteigert. Die Klostergebäude selbst gingen ebenfalls in Privatbesitz über. Als 1822 keine Hoffnung mehr auf eine Wiederbegründung bestand, wurden große Teile des Klosters abgerissen. Nur ein Flügel wurde als Wohnraum für den neuen Besitzer, Herrn v. Bauer-Breitenfeld, genützt. 1843 starb der letzte Konventuale des alten Ettal: P. Othmar Weiß, der in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts das Oberammergauer Passionsspiel überarbeitet und somit einem Verbot der Regierung entzogen hat. Der Klostergrund wechselte bis 1897 mehrfach den Besitzer. Während dieser fast hundert Jahre wurden auch verschiedenartige Pläne zur Nutzung der ehemaligen Klostergebäude mit ihrer Kirche gefasst: Der Umbau zu einem Zuchthaus, einem Zentralkloster, eine Draht- und Messingfabrik, eine Ordenskirche für einen neuen Ritterorden, eine Ritterakademie, ein Rettungshaus für verwahrloste Kinder. Doch all diese Pläne wurden nicht ausgeführt und haben somit in gewisser Weise den Weg frei gehalten für die Wiederbegründung des Klosters im Jahre 1900.

Die Ritterakademie

Die Ritterakademie

Mit seinem Amtsantritt hat sich Abt Placidus II. Seiz bereits 1709 zur Aufgabe gemacht, die notwendig gewordenen Arbeiten anzugehen. Im Frühjahr 1709 machte er die erste Eingabe um eine Zuwendung einiger 1.000 fl und gibt als Begründung einen neuen Klosterbau an, da die alten Gebäude baufällig geworden waren. Er nennt des weiteren die notwendige Vergrößerung des Konventes zur Bewältigung der Wallfahrtsseelsorge und an dritter Stelle, fast beiläufig, die „ziembliche anzahl der armen Knaben“ , die dort aufgezogen würden. Wenn auch die Geldmittel von dieser Seite z. T. ausbleiben oder nur spärlich flossen, kann der Abt dennoch am 7. August 1710 durch den Fürstbischof von Freising den Grundstein für die geplante Schule legen lassen. Mit dieser Schule begeht der Abt nun für die damalige Zeit neue Wege: Allein schon die örtliche Lage der Schule weist auf das Ungewöhnliche der Ritterakademie hin. Nicht jeder wird die raue und einsame Gebirgsgegend als besondere Schönheit preisen, wie es beispielsweise in der Leichenrede für den Abt Placidus heißt: „O Wunder, mitten in denen unfruchtbaren Bergen und dürren Steinwänden!… O Wunder, in einer solchen Wildnis und Einöde!“ Vielmehr wurde die gehobene Schulbildung des Humanismus an den Gymnasien der Städte und der Fürstenhöfe gelehrt. Abt Placidus weiß allerdings um die Gefahren, die in der städtischen Schulausbildung drohen und möchte nun „von jenem, was etwan in der Stadt der Jugent mechte Gefehrliches anscheinen, entfehrnet“ . In gewisser Weise greift er in der Barockzeit neu den Gedanken Benedikts auf, der ja schon Jugend in der Abgeschiedenheit von der Welt erzogen hat. Damit wird allerdings auch deutlich, daß es dem Abt nicht nur um reine Wissensvermittlung , sondern um eine religiöse Erziehung der Jugend geht. Aber auch der Lehrplan Ettals hebt sich von der sonst allgemeinen Schulbildung ab: Die humanistischen Sprachen wurden durch die neueren Sprachen, durch Geschichte und Geographie, aber auch durch praktisch-gesellschaftliche Disziplinen, wie Kriegsbaukunst, Jurisprudenz, aber auch Tanzen, Reiten und Fechten, ergänzt. Dabei sind die Fächer Geschichte und Geographie in besonderer Weise hervorzuheben. Dieser neue Lehrplan zeigt sich später als wegweisend für die allgemeine Schulbildung. Im Jahr 1741 schreibt der Gelehrte Anselm Desing, die Jesuiten hätten 1728 dreierlei von den Benediktinern in ihre Schulen übernommen, darunter als erstes die Geschichte, und zwar nach dem Vorbild Ettals.
Sehr schnell nimmt die Schule einen großen Aufschwung, so daß Ettal 1717 bereits 53 Schüler, davon 31 adelige zählt. 1722 ist Ettal so gut besucht, das der Abt mehrere Absagen erteilen muß. Doch sollte auch der Akademie vorerst keine all zu lange Dauer beschieden sein. Drei Ereignisse brachten ihr Ende: der 1741 ausbrechende österreichische Erbfolgekrieg, der viele Eltern zahlungsunfähig machte, die Abberufung der aus den österreichischen Erblanden studierenden Jugend (1743) und schließlich der Brand des Klosters 1744, der zwar die Ritterakademie verschonte, das Kloster aber einäscherte, so daß die Patres in den erhalten gebliebenen Flügel umziehen mußten. Nach der Schließung der Ritterakademie hat man lange darauf gehofft, die Schule wieder eröffnen zu können. Doch blieb dieser Wunsch unerfüllt. Bis zur Säkularisation wurde zwar ein Seminar weitergeführt, doch erst nach der Wiederbegründung des Klosters konnte 1905 in den alten Gebäuden mit dem Aufbau eines humanistischen Gymnasiums begonnen werden.

Der Klosterbrand von 1744 und der Neuaufbau

Der Klosterbrand von 1744 und der Neuaufbau

Mitten in die Umbauarbeiten des Klosters brach am 29.6.1744 ein verheerendes Feuer, das alle Pläne vorerst durchkreuzte. Dieser schwere Schlag traf das Kloster um so schwerer, weil die vorausgegangenen Neu- und Umbaumaßnahmen die wirtschaftliche Lage Ettals bereits stark geschwächt hatte. Für die Geschichte Ettals ist dieser Brand von einschneidender Bedeutung, da er nun endgültig die Auflösung der Ritterakademie herbeiführte. Über den Brand selber liegen uns heute noch fünf Quellenberichte von Augenzeugen vor : ein Schreiben des damaligen Abtes Benedikt III. Pacher, das er fünf Tage nach der Katastrophe an den bayerischen Kurfürsten, Kaiser Karl Albrecht, schickte, um ihm die Hilfsbedürftigkeit Ettals darzulegen. Ein ähnliches Schreiben ist vom gleichen Abt an den Bischof von Freising, Johannes Theodor gerichtet. Ein längerer Bericht ist von von dem bedeutenden Ettaler Dichter, P. Ferdinand Rosner erhalten. P. Ferdinand Rosner, der erste Verfasser der Oberammergauer Passionsspiele und Professor in Salzburg sandte seinen Bericht an den Kardinal Quirini. Die vierte Quelle ist ein lateinischer Brief, den P. Franz Rainer an den Subprior von Maria-Plain schickte. Weit über die Hälfte des Klosterguts wurde ein Opfer der Flammen. Das Konventgebäude wurde unbrauchbar, so daß ein Teil des Konventes in die Räumlichkeiten der Ritterakademie umzog, ein anderer Teil fand Aufnahme in benachbaren Klöstern, vor allem im Kloster Benediktbeuern. Der nur 33jährige Abt Benedikt III. Pacher machte sich sehr bald an den Wiederaufbau des zerstörten Klosters. Doch war die finanzielle Lage nach wie vor schlecht und auch vom bayerischen Kurfürsten konnte nur mit einer begrenzten Hilfe gerechnet werden, da Bayern nach dem 30jährigen Krieg wirtschaftlich ausgeblutet war. So richtete sich die ganze Hoffnung für das Kloster auf P. Joseph Graf von Gondola, der damit beauftragt wurde, eine Kollekte im ganzen deutschsprachigen Raum vorzunehmen. In seinem Verzeichnis der für die abgebrannte Ettaler Kirche erhaltenen Almosen zählt er ungefähr 1.680 Wohltäter auf, teils Klöster, teils Einzelpersonen, meist Geistliche oder Adelige, aber auch Bürgerliche, besonders aus Holland. Insgesamt erhielt er von den 1.680 Wohltätern 24.977 Gulden und 47 Kreuzer. In dieser Summe ist auch der Ertrag der Kollekten in den unter Klemens August von Köln stehenden Diözesen Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim eingerechnet. Der Kurfürst wurde bei dieser Gelegenheit auf Gondola aufmerksam, fand an ihm Gefallen und erbat ihn von Ettal als Generalvikar und Weihbischof für Paderborn, wozu später noch die Funktion eines Vikars für die „Nördlichen Länder“ kam. So konnte dank dem Einsatz des Ettaler Abtes und des ganzen Konventes unter Mithilfe vieler Wohltäter das Kloster wiedererstehen. Die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts verlief für Ettal ziemlich ruhig. Im Jahr 1759 mußte wegen persönlichen Mißhelligkeiten Abt Benedikt III. Pacher resignieren. Mittlerweile war Ettal trotz jahrzehntelanger Belastungen und Verschuldungen wirtschaftlich wieder konsolidiert, so daß die Säkularisation ein innerlich und äußerlich gefestigtes Kloster antraf. Der letzte Abt des alten Ettal war für den Ernstfall gerüstet und konnte der Säkularisation auch Widerstand gegen die Klosteraufhebungen entgegensetzen.