“10 for future” – Politische Ideenwerkstatt

Wir schreiben nun das Jahr 2022 und das, was wir Menschen gerade am deutlichsten zu spüren bekommen, sind tiefgreifende Veränderungen. Seien es solche in der Wirtschaft (Stichwort: Inflation), in der Gesellschaft (z.B. Transgender-Debatte), in der Natur (z.B. Klimawandel) oder in der Politik (z.B. Ukraine-Krieg). Alles verändert sich, immer wieder und plötzlich.
Wir Jugendliche haben aber nicht die Chance wählen zu gehen, um schon in jungen Jahren in unserer Demokratie mitzuwirken und den Veränderungen – mit unserer Sicht – zu begegnen. Einer Jugendpartei beizutreten oder beispielsweise bei „Fridays for Future“ mitzumachen, das ist tatsächlich vielen von uns als Idee bekannt bzw. eine gelungene Möglichkeit, sich politisch zu engagieren. Sich aber intensiv – über die eine Wochenstunde Sozialkunde hinaus – mit speziellen Themen im Bereich Politik und Gesellschaft auseinanderzusetzen, mehrere Monate lang, das ist eine besondere Erfahrung, die nicht viele von uns erleben. Wir Vier, Clara Ehrmann, Lucie Eggerdinger, Maximilian Blank und ich, Lisa Richter, hatten aber die Gelegenheit dazu!
Politisches Interesse nicht nur besitzen und im ‚normalen‘ Unterricht zeigen, sondern sich mit diversen aktuellen Themen über mehrere Monate hinweg mit anderen ausgewählten Schüler/innen der zehnten Jahrgangsstufe in Bayern, die sich für die ‚Ideenwerkstatt‘ mit Unterstützung der eigenen Lehrkräfte und der Schulleitung erfolgreich beworben hatten, auseinanderzusetzen, und dies an der Akademie Tutzing, in Zusammenarbeit mit der Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Oberbayern-West, das ist wirklich ein einzigartiges Erlebnis!
Die Auswahl der Themen für die ‚Ideenwerkstatt‘, über die in Workshops referiert und ausführlich diskutiert wurde, lag schließlich bei uns als teilnehmende Schüler/innen, die nicht nur aus Ettal, sondern auch aus Neuburg an der Donau, Olching und Tutzing stammten.
Die Auftaktveranstaltung im Januar 2022, welche leider wegen der damaligen Corona-Situation nicht in Präsenz stattfinden konnte, ermöglichte uns Teilnehmer/innen zunächst nur eine kleine Vorstellungsrunde und Ideensammlung bzw. -verteilung via Zoom. Zwei Stunden sollte jede Gruppe mit ihrem Thema füllen, und das auch noch interaktiv und spannend gestalten. Eine Sache, vor der wir anfänglich viel Respekt hatten.
Noch vor der zweiten Zusammenkunft am 23. Februar kreierten wir also ein ‚Thesenpapier‘ mit den wichtigsten Inhalten unseres ausgewählten Themas, welches zum damaligen Zeitpunkt „Der Einfluss internationaler Krisen auf unsere Gesellschaft“ lautete.
Wie schon die erste Veranstaltung lief auch die Zweite ab. Corona, immer noch Hürde für ein gemeinsames Treffen in Präsenz. Aber nichtsdestotrotz konnten wir gerade bei diesem Zoom-Treffen sehr viele lehrreiche Erfahrungen sammeln. Die Themen der Schülergruppen wurden genauer bestimmt, teils auch ein neuer Fokus innerhalb des Themas gesetzt und jeder Gruppe wurde ein Gruppenleiter zugeteilt, der den Schüler/innen während der gesamten Vorbereitungszeit helfen sollte. Wir bekamen Tipps zur Workshopgestaltung und allgemeine Informationen bzgl. Möglichkeiten zur Präsentation unserer Arbeiten. Und so ging unsere Arbeit weiter und der nächste Termin nahte.
Am 31. März kam der lang ersehnte Tag. Es war das dritte Treffen und endlich in Präsenz! Mit dem Zug kamen wir Vier zur politischen Akademie nach Tutzing an den Starnberger See.

Am Vormittag war es uns nach einer kurzen ‚Einführung in den Tag‘ möglich, Präsentationstechniken und auch Moderationstechniken zu üben. Mit der Spezialistin Vera Naumann betrachteten wir wichtige Aspekte, wie zum Beispiel Gestik und Mimik. Auch wichtige Mittel wie Flipcharts, Abstimmung inhaltlicher Punkte oder Ähnliches wurden uns aufgezeigt. Nach einem sehr leckeren Mittagessen ging es auch schon in den Nachmittag hinein.

Dann wurden die Gruppen getrennt und während zwei Gruppen mit Vera Naumann vorher Gelerntes selbst anwenden und beispielsweise eigene Flipcharts zu einem Thema gestalten durften, arbeiteten die anderen Gruppen mit ihren zugeteilten Gruppenleitern in anderen Räumen an ihrem Thema weiter.So neigte sich auch die letzte Veranstaltung dem Ende zu und wir gingen alle in die finale Vorbereitungsphase. Unser Thema hatte nun tatsächlich einen anderen Fokus bekommen. Wir haben uns gemeinsam dazu entschieden, den Blick mehr auf die Medien in Krisenzeiten zu richten. So kamen wir zu folgender Überschrift unseres Workshops: „Medien in Krisenzeiten- Beeinflussung oder Informationsquelle?“ Als Ziel hatten wir uns gesetzt, dass vier Gruppen jeweils einen Nachrichtensender verkörpern sollten, um dann einen Nachrichten-Bericht über ein fiktives Szenario mit den jeweiligen typischen Merkmalen und Zeichen des Senders aufzunehmen.


Zusätzlich haben wir, als zweite interaktive Aufgabe, Twitterbeiträge von berühmten Politikern erstellt. Also wir haben mithilfe von echten Twitterbeitrag- Vorlagen jeweils ein Bild zu einer Krise und den Namen eines Politikers eingefügt. Den inhaltlichen Input haben wir mit Hilfe von zwei Powerpoint-Präsentationen geschaffen: eine über ‚Propaganda und Panikmache‘ in den Medien, eine weitere über soziale Medien im Allgemeinen. Um unser Vorhaben ein letztes Mal durchzugehen und eventuell letzte Tipps und Verbesserungsvorschläge einzuholen, organisierten wir dann selbst ein Treffen mit unserem Gruppenleiter Jörg Siegmund.
Hier in Ettal konnten wir Vier so dank dieses Treffens, unserer Workshop-Planung noch den letzten Feinschliff geben. Und dann ging‘s wirklich voll an die Arbeit! Twitterbeiträge erstellen, Powerpoint-Präsentationen gestalten und Übersichts- und Arbeitsblätter für die Gruppenarbeiten schreiben. Ja, in den letzten Wochen vor dem eigentlichen ‚Ideenwerkstatt-Teil‘ kamen wir noch ganz schön ins Schwitzen! Aber die Arbeit hat sich gelohnt! Und schon war das lang ersehnte Wochenende da …

Samstag und früh aufstehen? Eher weniger beliebt unter Schülern. Aber mit dem Wissen, an solch einem Projekt teilnehmen zu dürfen, ist das Ganze gar nicht mehr so schlimm. Nach der Anreise mit dem Zug, gab es zu Beginn der Veranstaltung erst einmal Kaffee und Tee. Und dann begannen die von den Schüler/innen geleiteten Präsentationen mit Arbeitsphasen.
Der Titel des ersten Workshops des Tages lautete: „Geschlechterrollen- Herausforderungen für die Gesellschaft“. Die Gruppe des Gymnasiums aus Neuburg an der Donau informierte in ihrem Workshop über das veraltete binäre Geschlechtersystem und über einige uns zuvor vielleicht noch unbekannte ‚Geschlechter-Kategorien‘. Auch der Aspekt, dass selbst in der heutigen Zeit oft noch definiert wird, welche Rolle eine Frau und welche ein Mann inne haben (sollten), beispielsweise in Sachen Familie, wurde detailliert behandelt. Auf das wieder einmal sehr leckere Mittagessen folgte dann die Präsentation des Gymnasiums aus Olching: der Titel war „Homosexuelle Familien in der Gesellschaft“. Welche Vorurteile solchen „Regenbogenfamilien“ eventuell vorgehalten werden, auf welche Probleme sie in der Gesellschaft stoßen, aber auch welche Vorteile so eine Familienform haben kann, das alles durften sich die Teilnehmer/innen überlegen und dann ihre Ergebnisse auf Pinnwänden zusammentragen. Auch hier wurde wieder reichlich Input gegeben, beispielsweise über die Gesetze in anderen Ländern bezüglich Homosexualität.
Das Fazit des Workshops war klar: Es muss sowohl hier in Deutschland, als auch international Veränderungen geben, wie zum Beispiel eine größere Akzeptanz gegenüber anderen Familienformen, indem vielleicht gerade noch junge Menschen Aufklärung über dieses Thema erfahren und so Vorurteile zurückgedrängt werden.

Den letzten Workshop des Tages hielt das Gymnasium aus Tutzing. Thema war: „Vom Klassenzimmer zum Bundestag – der Einfluss der christlichen Kirchen in Deutschland“. In diesem Workshop wurden wir darüber informiert, in welchen Bereichen die deutsche Kirche besonders viel Einfluss hat. Zwei Beispiele: Politik und Bildung. In einer Gruppenarbeit durften wir selbst Flipcharts gestalten, inwiefern Kirche auf einen bestimmten Bereich Einfluss hat und wodurch sich dieser zeigt. Es war uns auch möglich in einer Ja/Nein-Abstimmung eigene Meinungen zu zeigen und zu bewerten, ob wir diesen Einfluss auch spüren. Zusammenfassend wurde klar, dass der Einfluss der Kirche bei allen stark spürbar ist. Betrachtet man kirchliche Einrichtungen, wie beispielsweise Kindergärten oder Hospize, ist der Einfluss der Kirche hierbei als deutlich guter Aspekt zu erkennen, denn soziales Miteinander wird durch die Kirche ganz klar unterstützt.


So neigte sich dieser Tag mit einem gemeinsamen Abendessen seinem Ende zu. Wir Teilnehmer und Teilnehmerinnen ließen den Tag mit dem Champions-League-Finale ausklingen und gingen dann bald in unsere Zimmer im Gästehaus der Akademie, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.
Neuer Tag, neues Glück. Nein, Glück brauchten wir nicht! Wir alle waren bestens auf unseren Workshop vorbereitet, der nach dem Frühstück um 9.00 Uhr begann. Alles verlief wie geplant und gerade die Gruppenarbeiten mit der Aufgabe, einen eigenen Nachrichtenbericht zu drehen, kam gut an. Am Nachmittag war eine zusammenfassende Ergebnispräsentation aller Workshop-Teams geplant und das Highlight zum Abschluss: eine Diskussionsrunde mit der Landtagsabgeordneten der CSU-Fraktion Dr. Ute Eiling-Hütig und dem Landtagsabgeordneten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Andreas Krahl.
In dieser Diskussionsrunde saßen die beiden geladenen Gäste auf einem kleinen Podium und es war uns Teilnehmer/innen erlaubt, nacheinander auf den beiden freien Stühlen Platz zu nehmen und persönliche Fragen oder Anregungen zu unserem Workshopthema darzulegen. Dabei entstanden spannende Diskussionen über erneuerbare Energien, Wahlrecht ab 16, oder auch an den Workshops orientierte Gesprächsinhalte.
Nach diesem Nachmittagsprogramm fand die Ideenwerkstatt um 16.30 Uhr ihr Ende.
Um viel Wissen und einige Bekanntschaften reicher, konnten wir Vier dann vollends zufrieden nach Hause fahren.

Abschließend kann ich im Namen von uns allen betonen, dass es sehr spannend war über diverse Themen in verschiedenen Workshops informiert zu werden und, dass wir auch viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnten, wie beispielsweise die gelernten Moderationstechniken auszuprobieren. Auch die Zusammenarbeit mit Gleichaltrigen an einem Ort außerhalb der Schule war toll!

Und damit wollen wir Danke sagen, dass wir dabei sein durften!

Lisa Richter für TEN FOR FUTURE – ETTAL / Ingrid Schmid

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