Letztes Jahr haben Magdalena aus meiner Klasse und ich den dritten Platz im bayerischen Jugendpreis gewonnen. Ein Preis davon war eine Reise nach Brüssel…
Der erste Tag startete mit einem Besuch in der bayerischen Vertretung, wo wir Philipp Aigner kennenlernten.
Er ist Referatsleiter für Kultus und Bildung des Freistaates Bayern. Seine Arbeit besteht vor allem darin, Beschlüsse des Europäischen Parlaments an die Regierung in Bayern weiterzuleiten, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen und die Meinung der bayerischen Regierung dort zu vertreten.
Wir bekamen eine Führung über das Gelände, das seit 2004 als bayerische Vertretung dient. Danach durften wir ihm noch Fragen stellen, was bald zu einer Diskussionsrunde wurde. Es ging um europaweite Bildung und die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa weg von einer Leistungsgesellschaft. Das war für mich das Highlight der Fahrt, weil es eine Diskussion auf Augenhöhe war und die Themen uns alle direkt betrafen.
Unerwarteterweise kam noch Michael Hinterdobler, der Leiter der Vertretung hinzu und zeigte uns noch ganz andere Sichtweisen auf die Themen auf. Obwohl ich sagen muss, dass ich ihm in einigen Punkten nicht zustimme, war es höchst interessant.
Und darum geht es doch auch, oder? Dass man nicht mit allen übereinstimmt, dagegen sagen kann, was auch immer man will und trotzdem noch eine gute Gesprächskultur beibehält.
Wir hätten gerne noch weiter diskutiert, aber unser nächster Programmpunkt stand bereits an: Das Haus der Europäischen Geschichte zeigt die Ursprünge Europas von den antiken Philosophen und Mythen über das Mittelalter über die düsteren Zeiten Europas im 20. Jahrhundert bis heute. Es fasst die
Brüssels Innenstadt in der Adventszeit gleicht einer glitzernden, funkelnden Welt aus Licht. Überall reihen sich Chocolaterien und Waffelgeschäfte aneinander und die Kirchenerstrahlen in allen Farben. Brüssel ist rund um Weihnachten herum wirklich einen Besuch wert!
Am zweiten Tag durften wir das Europäische Parlament besuchen. Dort herrscht ein geschäftiges Treiben. Männer in Anzügen und schick gekleidete Frauen laufen durch die Gänge, tummeln sich an Ausstellungsständen oder sitzen in Versammlungen. In diesen Versammlungsräumen fühlt man sich, als wäre man in den Nachrichten.
Wir trafen Angelika Niebler, Abgeordnete im Europäischen Parlament. Mit ihr diskutierten wir über Europas Außenpolitik, den Ukrainekrieg und Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit im militärischen Bereich. Ich fand es sehr spannend, Einblick in die Meinung einer Politikerin darüber zu bekommen, denn der Ukrainekrieg ist ein komplexes Thema und in diesem Rahmen konnte uns Frau Niebler ihren Standpunkt sehr gut erläutern.
Sabine Verheyen, Vizepräsidentin im Europäischen Parlament, schlug dagegen ein ganz anderes Thema an: Digitalisierung, Social Media und dessen Auswirkungen auf den Menschen. Laut Frau Verheyen müsste man die Algorithmen der Plattformen so ändern, dass sich das Suchtpotenzial verringert.
Obwohl ich anfangs Bedenken hatte, nicht auf demselben Niveau mit den Politikern zu sein und deswegen wohlmöglich unangebrachte Fragen stellen könnte, stellte sich bei allen drei Gesprächen heraus, dass die Themen mich direkt betrafen und man alle Fragen stellen konnte. Mir hat diese Reise vor allem gezeigt, wie wichtig es ist seine Stimme zu erheben und seine Meinung zu sage, ohne Angst zu haben, es könnte vielleicht nicht die richtige Meinung sein.
Anschließend besuchten wir noch das imposante Atomium, welches 1958 zur Weltausstellung gebaut wurde und seitdem in Brüssel steht. Das Gefühl in einer sich leicht bewegenden Kugel hundert Meter über dem Boden zu stehen, war etwas befremdlich, aber ein Besuch ist empfehlenswert.
Am nächsten Tag ging es dann schon wieder nachhause.
Ich möchte mich hiermit bei der Initiative Werteerhalt und Weitergabe bedanken, dass sie uns diese einzigartigen Chancen ermöglicht haben, unsere Meinung zu sagen und überhaupt nach Brüssel zu reisen. Denn besonders in so turbulenten Zeiten wie diesen, ist es nötig, mit der jungen Generation ins Gespräch zu kommen.